Adolf Silverberg, 1845 am Niederrhein geboren, war Ende des 19. Jahrhunderts der erfolgreichste Unternehmer in unserer Region mit folgenden Gründungen:
1873 – mechanische Weberei „B. Schönbrunn & Cie“
1887 – „ Bedburger Wollspinnerei Commandit Gesellschaft A. Silverberg & Cie“
1894 – Fusion der beiden Firmen zur „Bedburger Wollindustrie AG“ mit mehr als 1000 Arbeitsplätzen
1897 – „Rheinische Linoleumwerke Bedburg AG“ (RLB) mit über 250 Arbeitnehmern.
1898 – Erwerb von vier Braunkohlegruben durch ein Konsortium unter Leitung von Adolf Silverberg, die zur „Gewerkschaft Fortuna“ zusammengefügt wurden.
1902 – Unter seiner Führung Umwandlung der Gewerkschaft in „Fortuna AG“ mit annähernd 500 Beschäftigten. Adolf Silverberg hatte aber nicht nur als erfolgreicher Unternehmer einen guten Ruf erlangt, auch die sozialen Belange seiner Belegschaft waren ihm ein Anliegen. Beispiele dafür sind die Einführung von Betriebskrankenkassen sowohl in der „Wolle“ als auch bei RLB, Einrichtung eines Unterstützungsfonds für diese beiden Werke und die Fortuna AG, der „Adolf-Silverberg-Stiftung“, mit dem Ziel, den Arbeitern in Zeiten der Not materiell unter die Arme zu greifen. Außerdem die Schaffung einer Kleinwohnungsbaugenossenschaft innerhalb der Bedburger Wollindustrie AG, um seiner Arbeiterschaft „gesunden Wohnraum“ zu bieten und der Bau eines Schulgebäudes in Fortuna auf eigene Kosten, um die Bildungsmöglichkeiten für Kinder zu erhöhen.
Adolf Silverberg engagierte sich darüber hinaus in vielen Bereichen des Gemeinwesens. Er war unter anderem Mitglied im Bedburger Gemeinderat, im Bezirkseisenbahnrat und in der Industrie- und Handelskammer.
Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahre 1903 wurde der 1878 in Bedburg geborene Paul Silverberg schon im Alter von 25 Jahren Generaldirektor der Fortuna AG. In den folgenden Jahren verfolgte der junge Unternehmer die Fusion mehrerer Werke der Braunkohle, was zu folgenden Unternehmensgründungen führte:
1908 – „Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlewerkbau und Brikettfabrikation“ (RAG), das damals größte Braunkohlewerk der Welt.
1910 – „Rheinische Elektrizitätswerke im Braunkohlerevier“, deren Aufsichtsratsvorsitzender er wurde.
Paul Silverbergs Engagement, sein Sachverstand und die damit verbundene Anerkennung in unternehmerischen und politischen Kreisen machten ihn zu einem der bedeutendsten Wirtschaftsführer Deutschlands. Er war in über 50 Aufsichtsräten von Großunternehmen vertreten, war Mitglied im Reichsverband der Deutschen Industrie und Mitglied des Deutschen Industrie- und Handelstages, außerdem im Landtag und ab 1932 Präsident der Industrie- und Handelskammer Köln. Nachdem 1933 die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, emigrierte der liberale Wirtschaftsführer mit jüdischer Herkunft in die Schweiz, wo er 1959 verstarb. Das Angebot des ersten deutschen Bundeskanzlers, Konrad Adenauer, in die Bundesrepublik zurückzukehren, hatte Paul Silverberg abgelehnt.
Paul Silverberg, zum Ehrenbürger der Stadt Bedburg ernannt, gründete eine Stiftung, deren Zweck bis heute die Unterstützung hilfsbedürftiger Bürger in unserer Stadt sowie die Förderung von kulturellen Einrichtungen und immer wieder auch des hiesigen Gymnasiums ist.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Familie Silverberg für die Entwicklung Bedburgs und der Region, ihr soziales Engagement veranlassten 1998 den Rat der Stadt Bedburg, das Städtische Gymnasium in Silverberg-Gymnasium umzubenennen.
ausgewählte Literatur:
Gerd Friedt, Familie Kommerzienrat Adolf Silverberg, München 1996

Sabine Graumann, Handreichung Nationalsozialismus im Rhein-Erft-Kreis, hrsg. v. Rhein-Erft-Kreis, Köln 2016 (ISBN 978-3-00-052581-0); dort ab S. 78 bibliographische Hinweise zur Literatur u.a. über die Geschichte der Stadt Bedburg
Volker Schüler, Der Nationalsozialismus im Kreis Bergheim, Bedburg 1993