Juniorakademie NRW 2024

Erfahrungsbericht von Lilith Greven

Hast du dich schon einmal gefragt, was du machen würdest, wenn du auf einmal die Nachricht bekommst auf eine JuniorAkademie zu gehen? Vielleicht ist dir ja gerade das Angebot gemacht worden, aber du bist unschlüssig, was dich erwartet. Dieser Bericht hier könnte dir helfen:

Ich bin Lilith, 14 Jahre alt, eine ganz normale Teenagerin und eine der Glücklichen, die das große Privileg hatten, eine Juniorakademie zu besuchen.

Aber erstmal: Was ist eine Juniorakademie überhaupt? Es ist eigentlich genau das, wonach es sich anhört – eine Akademie für junge Menschen. Entweder wählt die Schule einen dafür aus oder man selbst kann sich unter bestimmten Bedingungen nominieren und bewerben. Alle Nominierten haben mindestens eine Gemeinsamkeit – sie sind entweder überdurchschnittlich gut in der Schule oder in schulischen Fächern überdurchschnittlich talentiert. Wenn man es dann geschafft hat, erwartet einen eine zehn Tage umfassende Fahrt in eine Jugendherberge. In meinem Fall war das das Haus Overbach in Jülich. Dort geht es darum, Menschen kennenzulernen, die diese eine gleiche Gemeinsamkeit haben oder möglicherweise sogar noch mehr. Das große Highlight jedoch ist es an einem Kurs teilzunehmen, welcher ansonsten nur von Studierenden belegt wird. Das heißt: hochinteressanter Unistoff aus bestimmten Bereichen wird einem beigebracht, von Personen, die selbst noch studieren oder Leuten, die bereits ihr Studium abgeschlossen haben. Drumherum gibt es natürlich noch ganz viel anderes Programm.

Das ist meine Erfahrung zu einer solchen Akademie:

Als ich meinen Freunden erzählt habe, dass ich nominiert wurde, um auf eine Akademie zu gehen, waren ihre Blicke wirklich belustigend. Der erste Satz, der kam war: „Du willst in den Ferien zur Schule? Wie langweilig…“ und direkt hinterher: „Streberin!“

Ich nahm das alles mit Humor auf, aber ich hatte auch meine Zweifel, denn das, was ich über die Akademie hörte, klang sehr anspruchsvoll.

Nachdem ich dann jeden Abend gebetet hatte, angenommen zu werden, kam da plötzlich diese Mail: „Herzlichen Glückwunsch! Kurszuteilung Graphentheorie“. Graphentheorie war übrigens der allerletzte Wunsch, den ich angegeben hatte, im Nachhinein kann ich sagen, dass ich die Zuteilung nicht eine Sekunde bereut habe.

Abends kam dann die Angst. Bin ich wirklich genug für sowas? Kann ich da mithalten? Passe ich überhaupt in diese Welt?

Das Ganze wurde nicht gerade besser, als der erste Austausch mit den anderen Akademieteilnehmenden über das Juniorforum stattfand. Die Leute hatten viel von sich zu erzählen und ich hatte mit jedem Kommentar mehr Angst, dass ich mich durch diese zehn Tage hindurch quälen müsste.

Am Tag der Anreise zog lag eine ganz komische Atmosphäre in der Luft und die Aufregung war enorm.

Mein großes Glück war es, dass ich eine wundervolle Zimmergenossin bekommen hatte, mit der ich mich auf Anhieb verstand. Schon am ersten Tag fühlten sich unsere Gespräche vertraut an, weil wir uns so ähnlich waren. Es stellte sich heraus, dass alle die gleiche – von da an – unbegründete Angst hatten. Das brach das Eis zwischen uns allen und wir wurden immer offener.

In der Jugendherberge waren wir in drei verschiedenen Häusern untergebracht, doch das meiste spielte sich in meiner Unterkunft – dem Schloss – ab. Daraus entstand auch die Schlossgemeinschaft. Die erste Nacht war echt anstrengend, weil wir alle wirklich nicht einschlafen konnten. In den anderen Nächten wollten wir alle dann gar nicht mehr schlafen – weil es einfach so schön war, mit allen diese Abende zu verbringen. Es ist ein schlimmes Gefühl, wenn man sich einmal eingefunden hat und jetzt schon weiß, dass man das nur über einen kurzen Zeitraum erleben wird. Wir haben jedoch schnell eine gute Lösung gefunden – immerhin verstanden wir uns so gut mit unseren Kursleitern, dass wir auch noch lange nach Nachtruhe mit ihnen zusammen wach waren. Mal haben wir einen Geburtstag gefeiert, mal gepuzzelt oder einfach lange gesprochen, weil man so viel zu erzählen hatte. Wenn wir dann doch mal um 22Uhr auf die Zimmer geschickt wurden, wussten wir uns schnell zu helfen: Wozu hat man denn WhatsApp?

So viel wie dort werde ich innerhalb von zehn Tagen wahrscheinlich nie wieder lachen. Es war ein kleines Sommermärchen, das ich da erleben durfte. Eine ganz besondere Art von Leben zwischen Begabtenförderung und neue wundervolle Menschen kennenlernen. Das Schönste war, dass man uns erklärte, dass sich das Studentenleben oft so anfühlte – das machte das schnelle Ende etwas erträglicher.

Das Programm war von Anfang an durchgeplant, doch wir hatten unglaublich nette Kursleiter und viel Mitbestimmungsrecht, so war der Abend immer uns überlassen – mit sogenannten KüAs. Das sind „Kursübergreifende Angebote“, welche von uns selbst kreiert wurden. Es gab ein weites Spektrum, von Sport aller Art, bis zu einem „Haribo-Quiz“ und einem Häkelkurs. Mein persönlicher Favorit war der Standardtanz, der Angeboten wurde. Das habe ich zusammen mit Madina (meiner Zimmergenossin) gemacht und ich bin ehrlich: so oft bin ich noch keinem auf die Füße getreten. Walzer tanzen kann ich jetzt trotzdem – allein dafür lohnt es sich.

In den insgesamt sechs Stunden Kurszeit pro Tag ist es allerdings auch nie langweilig geworden. Die Aufgaben waren stets kreativ und die Kursleiter sind voller Motivation auf uns eingegangen. Unser Ziel war es in dieser Zeit, etwas für den „Tag der Rotation“ vorzubereiten, bei dem alle Teilnehmenden der Akademie in die anderen Kurse hinein schnuppern durften. Zum Beispiel haben wir im Kurs Graphentheorie eine dazu passende Schnitzeljagd geplant.

Dazugehörig war auch ein Tagesausflug ins nicht weit entfernte Forschungszentrum Jülich. Dort gewährte man uns einen Einblick in den Alltag der Forschung. Ich war mit ein paar anderen in der Mikroskopie und durfte sehr interessante Dinge erfahren, unter anderem eines der größten Mikroskope weltweit in Arbeit sehen.

Schließlich kamen wir dann dem Ende der Juniorakademie entgegen. Am letzten Abend lag schon eine ganz komische Atmosphäre in der Luft, die immerhin auf unserer ganz eigenen Abschlussfeier verflog, bevor dann am nächsten Tag der offizielle Abschluss war. Es flossen viele Tränen an diesem Tag, dennoch war es eine unglaublich schöne Erfahrung, die ich niemals in meinem Leben vergessen möchte.

Dass hier wirklich enge Freundschaften entstehen – wenn nicht sogar fürs Leben – ist keine Lüge. Wir alle sind jetzt noch im aktiven Kontakt und die Erinnerungen an die Akademie begleiten einen jeden Tag aufs Neue.

Kurz und knapp gesagt, ist die Juniorakademie NRW eine Veranstaltung, welche man keinesfalls unterschätzen sollte, da es viel Programm gibt von Studienkursen bis hin zu einem Chor und Orchester und den KüAs. Dennoch lohnt es sich, wenn man mal ein echtes Sommermärchen erleben möchte und seinen Freunden beweisen möchte, dass Talent nicht nur mit „Streber-Sein“ zu tun hat.

Und übrigens: nach der Akademie ist es nicht vorbei – es gibt noch viele weitere freiwillige Akademien und ein Nachtreffen, bei dem man auch die alten Generationen kennenlernen kann. Meine Leute sehe ich im Oktober wieder.

 

Lilith Greven

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